Es gibt viel zu berichten. Ich warne vor: Der Eintrag wird lang!
Am Freitag Abend fuhr ich 24:00 in Erfurt los. Irgendwie ein wenig freudig, weil ich ihn gleich wieder sehen würde. Weil ich es mag, bei ihm zu sein. So fuhr ich durch die Nacht, die mit Platzregen nicht sehr angenehm war. Bei ihm angekommen merkte ich, dass ich eine SMS von ihm empfangen hatte. Wenn ich da sei, solle ich ihn anklingeln, er kommt mit dem Schirm herunter. Nett.
Ich klingelte an. Er kam herunter. Wir gingen zu ihm. Bei ihm angekommen stellte er meine Sachen ins Gästezimmer. Da war auch schon mein Bettzeug bereitgelegt. Ich kam mir ein wenig vor wie auf dem Abstellgleis, aber ich glaube das muss so sein. Sein bester Freund war noch da, sie zockten PlayStation 3. Ich setzte mich dazu. War irrsinnig müde. In der Nacht davor hatte ich immerhin satte 5 Stunden geschlafen und war nun auch schon wieder 20 Stunden wach. Sei Freund machte ein Spiel rein, was ich auch spielen konnte. Ich lachte. Er lachte. Es war amüsant. Gegen halb vier beschlossen wir in die Betten zu steigen. Er wollte bei seinem besten Freund schlafen, ich alleine. Als wir alleine im Gästezimmer standen umarmte ich ihn, schaute ihn von unten an und fragte, ob er nicht bei mir schlafen könnte. Er meinte, es sei wohl keine gute Idee. Ich blickte noch wesentlich netter nach oben und er sagte zu. Schnell legte er sein Bettzeug neben das meine und wir knipsten die Lichter aus.
Als ich neben ihm lag schlug mein Herz irrsinnig schnell. Ich mag ihn. Sehr. Am liebsten hätte ich mich an ihn gekuschelt, aber ich wusste, dass das falsch war. So fiel ich bald in einen tiefen traumlosen Schlaf. Als ich meine Augen aufschlug und er neben mir lag, musste ich lächeln. Es ist schön einfach nur bei ihm zu sein. Ich war einen Blick auf den Wecker. 7:03. Ganze 4 Stunden geschlafen. Bedächtig näherte mich ihm. Legte meinen Kopf ein kleines Stück auf seine Schulter. Schön. Einfach nur schön. Er drehte sich manchmal weg. Ich schmiegte mich nicht an, aber war immer dicht bei ihm. Als er erwachte meinte er, ich käme ihm immer näher. Ich versuchte es mit einer witzig-charmanten Begründung zu erklären. Er musste schmunzeln.
Ich fragte, ob ich ihn kurz knuddeln dürfe. Durfte ich. So kuschelte ich mich an ihn, schmiegte mein Gesicht an seinen Körper. Es war warm, weich und ich hörte seinen Herzschlag. Schön. Er meinte, das seie nicht gut für mich. Ich wusste es, aber wollte es trotzdem. Er schaute mich kaum an. In solchen Momenten schaut er mich fast nie an. Immer weg. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Irgendwann ergriff mich wieder die Traurigkeit. Dass das das letzte mal war, das ich mich so an ihn kuscheln könnte. Er spürte es und wurde sofort auch richtig traurig. Ich fragte nach, wieso er so traurig sei. Er meinte, weil ich so traurig sei. Mh, was für eine Begründung. Er trägt doch dafür die Schuld.
Nach einer halben Stunde kuscheln standen wir auf. Frühstücken. Ich wollte nichts essen. Er überredte mich, wenigstens einen Kakao zu trinken. Das war ok. Wir setzten uns auf die Heizung und quatschen wenig, schwiegen viel. Als ich danach duschen wollte, merkte ich, dass mein Handtuch immer noch an seinem Stammplatz hing: Seiner Schranktür. Wieso räumt er sowas nicht weg? Vielleicht hat er es ja heute abgenommen, wer weiß.
Er ging anschließend duschen, ich telefonierte mit meiner besten Freundin. Tränen flossen mir übers Gesicht. Alles schmerzte. Sie versuchte mich zu trösten, es ging geringfügig. Als er aus der Dusche kam und mich verheult dasitzen da, seufzte er tief und nahm mich kurz in den Arm. Anschließend war fixes aufhübschen angebracht. Schnell in die hohen Schuhe gesprungen und ab gings. Auf dem Weg nach unten, sie wohnen auf einem Berg, hatte ich leichte Probleme zu laufen. Er ergriff meine Hand und führte mich. Danach in den Bus gesprungen und auf zum Restaurant.
Da saßen wir da, schwiegen viel. Er knetete permanent seine Hände, ich meine auch. Manchmal lächelte er mich an, knuffte mir in die Seite. Wollte mich aufmuntern. Es ging nicht wirklich. Ich starrte viel aus dem Fenster. In den Regen.
Von meinem Mittag lies ich die Hälfte übrig. Keinen Hunger. Immer schlecht. Er erbarmte sich, aß es. Wird das so gemacht? Das der Ex die Reste ist? Mir war es egal.
Nach dem Essen setzten wir uns kurz zum Rest der Sippe, die bowlten. Er und ich bowlten nie. Eine wunderbare gemeinsame Abneigung die ich immer sehr genoss. Ich ergriff seine Hand. Einfach so. Er entzog sich ihr nicht, hielt sie. Lächelte mich an, zwinkerte mir zu. Wir beschlossen uns mit Schirmen zu wapnen und uns in den Regen zu stürzen.
Beim spazieren versuchten wir zu reden. Aber es ist mühsam. Alles wird überschattet. Ich gab mir Mühe Themen zu finden die weder Trennung noch die Neue beinhalteten. Die Auswahl war mager, aber ich versuchte es. Er schwieg viel. Wir stapften durch den Regen, schauten in den Fluss, schauten in Gärten. Manchmal mussten wir lachen. Nach einer Stunde kehrten wir zurück. Seine Familie bowlte immernoch. Wieder setzten wir uns dazu. Schauten zu. Mussten manchmal lachen. Ab und zu hielt ich seine Hand. Müdigkeit ergriff mich.
Zum Kaffee saßen wir schweigend nebeneinander. Aßen brav Kuchen. Wieder knuffte er mich ab und zu. Ich rang mir ein lächeln ab und starrte weiter monoton in den Regen. Als diese Völlerei abgeschlossen war gingen wir wieder hinaus. Ich kann nicht mehr drinnen sitzen. Mir fällt die Decke auf den Kopf. Nun gingen wir in die andere Richtung und ohne Schirme, denn das Wetter hatte sich erbarmt. Wir waren nicht weit gegangen, als eine Weide mit zwei Schafen am Wegesrand lag. Es waren zwei lustige Schafe. Das eine hatte Flecken auf dem Kopf und an den Beinen, ein Damlatinerschaf, auch Schatiner genannt und ein Schaf, was irrsinnige Schlappohren hatte. Sollte bestimmt einmal ein Hase werden. Wir gingen hin und die Tiere kamen uns entegegen. Sie waren so richtig treudoof. Wir mussten lachen, es war nett.
Wir gingen weiter und ich merkte wie die Gesprächsthemen ausgingen. Über was noch reden? Seit 2,5 Wochen denke ich nur an ihn, er hat seine Neue, was findet man noch für neutrale Themen außer das Wetter? So redeten wir über das, was wir am Wegesrand fanden. "Oh, schau mal, kleine Gänse, wie süß!" "Hast du da die Vogelscheuche gesehen?! Die war aber hässlich!" "Weißt du, was das für eine Pflanze ist?" So gingen wir ein S'tück und die Situation entspannte sich ein wenig. Wir fanden ein kleines Häuschen, was vollkommen eingewachsen war. Er stand davor, wollte die Ausmaße des Hauses und des Grundstückes erkennen. In mir erwachte die Landschaftsarchitektin und ich stellte mir alles schön grün vor. Wir fachsimpelten. Wie man es am besten macht. Wie es am schönsten wird. Am liebsten würde ich mir ein kleines altes Haus kaufen und es selbst restaurieren. Er hat den selben Traum. Dies war eine Lieblingsgemeinsamkeit von mir gewesen.
Manchmal ergriff ich seine Hand. Er hielt sie, aber nicht so lange. Manchmal lies er sie gleich nach 100m wieder los, manchmal hielt er sie länger. Ich wunderte mich. Im Gesträuch neben der Straße pflückte ich eine Magerite, schenkte sie ihm. Sagte "Hab die Schönste rausgesucht!". Er sagte: "Ich verdiene doch nur eine Brennessel." Er nahm sie und lächelte. Spazieren ist schön.
Die Zeit bis zum letzten Mahl zog sich dahin. Wir schwiegen viel. Trauer machte sich in mir breit. Dann passierte das, was immer passiert, wenn ich zu viel seelischen Stress habe: Ich begann zu zittern. Es beginnt meistens an einem Körperteil, meistens der rechten Hand. Da kann ich es nicht kontrollieren. Es ist eben da. Allerdings kann es ausbrechen, dann zuckt mein kompletter Körper. Alles krampft und zuckt. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber meine rechte Hand zuckte weiter. Und weiter. Steffen griff die Hand, hielt sie. Versuchte mich zu beruhigen. Nichts passierte, ich zuckte weiter. Es ging Stunden so. Immer wieder griff er nach meiner Hand, schaute mich an, lächelte. Meine Hand zuckte in seiner.
Abends holte uns der Bus wieder ab. Er setzte sich neben mich. Wir redeten wenig. Lachten ein wenig. Als wir ausstiegen regnete es. Ich öffnete meinen Schirm, hielt ihn über uns. Er hielt meine Hand, so gingen wir den Berg hinauf. Oben angekommen schlüfte ich aus meinen Schuhen, setzte mich kurz auf sein Sofa. Nur kurz ausruhen.
Da ich jetzt das Zucken rauslassen konnte tat ich es auch. Mein ganzer Körper krampfte, alles zuckte. Beine, Oberkörper, die Hand. Alles. Er schaute besorgt. Ich erklärte ihm, dass das normal sei und alles in Ordnung. Er nahm mich kurz in den Arm, drückte mich. Sagte, so wolle er mich nicht fahren lassen. Mh, verstehe ich schon, irgendwie.
Wir redeten noch kurz. Ich packte meine Sachen. Fragte, ob wir am Mittwoch nicht Federball spielen wollten. Er sagte zu, meinte, dass könne man ja kurzfristig entscheiden, er habe nichts vor. Ich freute mich, dass ich ihn bald wieder sehen würde.
Wir gingen zum Auto. Drückten uns. Er gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich ihm auch. Ich fuhr los, er mir hinterher. Irgendwann verlor ich ihm im Rückspiegel.
Daheim angekommen rannen mir nur noch die Tränen herunter. Ich zuckte weiter, legte mich ins Bett. Schrieb noch eine Seite in mein Buch, was ich ihm geben werde. Ich schrieb ihm eine SMS, eine witzig-charmante, dass ich angekommen sei, er wollte, dass ich schreibe.
Ich schnappte mir nur noch die Kitty, drückte sie an mich und dachte immerzu an ihn. Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich irgendwann einschlief.
Heute morgen erwachte ich und suchte ihn. Aber er war nicht da. Als mi das bewusst wurde, begann ich von neuem zu weinen. Das Zittern kam zurück.
In meinem Kopf ist alles nur noch Brei. Mein Herz platzt fast und ich weiß nicht einmal mehr ansatzweise wie ich mich verhalten soll. Ich liebe ihn. Das ist mein größtes Problem.
Ich werde in der nächsten Zeit versuchen ohne ihn klarzukommen. Aber ich will ihn neu kennenlernen. Einfach neu kennenlernen.
Allerdings habe ich eine Angst, die momentan alles beherrscht: Das er aus dem nächsten Wochenende kommt und eine neue Freundin hat. Würde das passieren, könnte ich für nichts mehr garantieren. Weil das wäre enorm hart. Nicht mal einen Monat getrennt und schon wieder vergeben. Doch das werde ich ihm sagen. Ich will nicht richten und mich auch nicht einmischen, aber ich denke auch, dass es zu zeitig für eine neue Beziehung ist. Er weint wegen mir, weil es mir so schlecht geht, aber denkt, er kann sich schon neu verlieben? Ich glaube das würde schief gehen. Weil nichts abgeschlossen und alles offen ist.
Aber ok.
Ich werde sehen wie ich diesen Tag überstehe. Er fehlt mir. Jede Minute mehr. Ich klammer mich daran, dass ich ihn am Mittwoch wieder sehe. Ich weiß, dass das falsch ist, es ist mir bewusst, nur ich genieße seine Anwesenheit sehr.
Im übrigen fand ich noch ein T-Shirt, was ich ihm schenkten werde, wenn ich wieder Geld habe. Kleine Geschenke erhalten schließlich die Freundschaft.
So long, traurig & schwer verliebt,
Prinzessin Minze.